Gebühren 2026 im Artland: Warum Trinkwasser und Abwasser teurer werden – ein Überblick

Ein technischer Defekt, der Wellen schlägt: Als der Faulturm der Kläranlage Quakenbrück ausfiel, ahnten viele noch nicht, welche Folgen das für die Wasserversorgung im gesamten Verbandsgebiet haben würde. Doch genau dieser Ausfall ist einer der Gründe, warum der Wasserverband Bersenbrück nun deutliche Gebührenerhöhungen für Trinkwasser und Abwasser in 2026 ankündigt.

Was bedeutet das für Haushalte im Artland? Und warum steigen die Kosten gerade jetzt? Ein Blick auf die Hintergründe zeigt: Die Anpassungen sind Teil einer umfassenden Modernisierung – und zugleich eine Reaktion auf ein außergewöhnlich belastetes Wirtschaftsjahr.



Warum die Gebühren steigen

Zentraler Auslöser für die Anpassungen ist der Ausfall des Faulturms der Kläranlage Quakenbrück. Die Reparaturen waren aufwendig, teuer und zogen weitere Kosten nach sich:

  • zusätzlicher Zukauf von Fremdstrom
  • höhere Kosten für die Klärschlammentsorgung
  • notwendige Notmaßnahmen in mehreren Anlagenteilen

Dazu kommen weitere Faktoren, die bundesweit Versorger stark belasten:

  • gestiegene Materialpreise, bestätigt vom Statistischen Bundesamt
  • höhere Personalkosten durch Tarifabschlüsse
  • Zinssteigerungen, die Investitionen verteuern
  • schwankende Energiepreise, die den Pumpen- und Anlagenbetrieb beeinflussen

Verbandsvorsteher Dirk Imke erklärte in der Ausschusssitzung:
„Die Fehlbeträge des vergangenen Jahres machen eine deutliche Erhöhung notwendig.“


Die neuen Gebühren ab 2026

Die Erhöhung betrifft gleich mehrere Bereiche: Trinkwasser, Schmutzwasser, Niederschlagswasser sowie die Abfuhr aus Kleinklär- und Sammelanlagen.

Tabelle: Gebühren 2025 vs. 2026

Bereich20252026Veränderung
Trinkwasser1,12 €/m³1,27 €/m³+13 %
Schmutzwasser2,85 €/m³3,09 €/m³+8 %
Niederschlagswasser5,28 €/20 m²6,28 €/20 m²+19 %
Kleinkläranlagen36,88 €/m³52,02 €/m³+41 %
Sammelanlagen26,12 €/m³29,56 €/m³+13 %

Beispielrechnung für einen Haushalt

Ein Vier-Personen-Haushalt mit einem Verbrauch von ca. 120 m³ pro Jahr:

  • Trinkwasser: +18 €
  • Schmutzwasser: +29 €
  • Niederschlagswasser: abhängig von der Dachfläche

Insgesamt steigen die Kosten damit um 50–70 Euro pro Jahr – je nach Grundstück und Wasserverbrauch.


Was hinter den Investitionen steckt

Um die Versorgung langfristig zu sichern und gesetzliche Vorgaben zu erfüllen, stehen wichtige Modernisierungen an.

Sanierungen an Kläranlagen und Wasserwerken

Die Arbeiten betreffen:

  • Kläranlage Neuenkirchen
  • Kläranlage Fürstenau
  • Kläranlage Quakenbrück
  • Wasserwerk Ohrte

Hier werden Steuerungs- und Elektrotechnik erneuert. Viele Anlagen sind in die Jahre gekommen, Ersatzteile sind teilweise schwer erhältlich. Moderne Technik soll:

  • Energie sparen
  • Störungen reduzieren
  • Betriebssicherheit erhöhen

Umbau im Wasserwerk Fürstenau

Dort wird die komplette Steuerung modernisiert – nötig für die Pumpversuche ab 2027, die die Neubewilligung des Wasserrechts vorbereiten.

Diese Versuche prüfen u. a.:

  • Wie reagiert der Grundwasserspiegel auf gestaffelte Entnahmen?
  • Welche Fördermengen sind langfristig vertretbar?

Ergebnisse fließen direkt in die Genehmigung des Verbands ein.

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Notwendige Investitionen für Trinkwasser- und Abwasseranlagen gewährleisten Versorgungssicherheit sowie Umwelt- und Gesundheitsschutz dauerhaft.

Foto: Wasserverband Bersenbrück


Neue Rohwasserleitung Fürstenau–Ohrte

Die Region erhält eine neue technische „Lebensader“: eine sechs Kilometer lange Rohwasserleitung, die Brunnen in Fürstenau mit dem Wasserwerk Ohrte verbindet.

  • 2 km sind bereits bis Ende 2025 fertiggestellt
  • Reststrecke folgt 2026
  • Ab 2028 erfolgt die Pumpensteuerung über Fürstenau, die Aufbereitung ausschließlich in Ohrte

Der Wasserverband erhofft sich davon:

  • mehr Versorgungssicherheit
  • bessere Redundanz
  • effizientere Verteilung von Aufgaben zwischen beiden Werken

40 Jahre im Dienst der Region – Widu Höckelmann und sein Team beim Wasserverband Bersenbrück


Fördermittel für Wasserschutz

Das Land Niedersachsen stärkt den Trinkwasserschutz: Die Fördermittel für die sogenannte Zusatzberatung wurden erhöht.

Diese Beratung unterstützt Landwirte in Wassergewinnungsgebieten dabei, ihre Bewirtschaftung grundwasserschonend auszurichten.

Die Landwirtschaftskammer Niedersachsen übernimmt die Aufgabe weiterhin – bis 2029, nach europaweiter Ausschreibung.


Wechsel im Vorstand

Nach dem Ausscheiden von Jürgen Rohlfsen wurde ein neuer stellvertretender Vertreter für die Samtgemeinde Neuenkirchen-Vörden gewählt:

➡️ Niko Timphaus – einstimmig bestätigt.


Was bedeutet das für Haushalte?

Der Blick auf die Zahlen zeigt: Die Anpassungen sind schmerzhaft, aber nachvollziehbar.

Kurzfristig bedeutet die Erhöhung:

  • höhere Kosten pro Kubikmeter
  • spürbare Mehrkosten bei Kleinkläranlagen
  • größere Unterschiede zwischen Trink- und Abwasserpreisen

Langfristig bedeutet sie:

  • mehr Ausfallsicherheit
  • modernisierte Technik
  • effizientere Prozesse
  • stabile Trinkwasserqualität

Eine Frage stellt sich jedoch automatisch:
Was kostet eigentlich ein Ausfall der Trinkwasserversorgung?

Diese Investitionen sollen sicherstellen, dass es dazu gar nicht erst kommt.


Fazit

Die Gebühren 2026 spiegeln ein herausforderndes Wirtschaftsjahr und gleichzeitig umfassende Modernisierungsmaßnahmen wider. Der Wasserverband Bersenbrück verbindet kurzfristige Kosten mit langfristiger Versorgungssicherheit – und investiert in Technik, die die Region für die kommenden Jahrzehnte fit machen soll.

Für Haushalte bedeutet das höhere Ausgaben. Doch die Maßnahmen sollen dazu beitragen, dass das Trinkwasser im Verbandsgebiet weiterhin zuverlässig, sauber und in ausreichender Menge zur Verfügung steht.


FAQ

1. Warum steigen die Gebühren 2026?

Wegen Reparaturkosten, gestiegener Energie- und Materialpreise und wichtiger Investitionen.

2. Welche Bereiche sind besonders betroffen?

Trinkwasser, Schmutzwasser, Niederschlagswasser sowie Kleinklär- und Sammelanlagen.

3. Wie stark steigen die Kosten in einem Vier-Personen-Haushalt?

Um etwa 50–70 Euro pro Jahr.

4. Wann beginnen die Pumpversuche?

2027 – zur Vorbereitung der Wasserrechtsneubewilligung.

5. Warum ist die neue Rohwasserleitung wichtig?

Sie sichert langfristig die Versorgung und schafft Redundanzen.

6. Wie lange läuft die Zusatzberatung im Wasserschutzgebiet?

Bis 2029 – finanziert durch Landesmittel.

7. Ist die Trinkwasserqualität gefährdet?

Nein. Die Maßnahmen dienen der Sicherung und Modernisierung der Versorgung.

8. Betreffen die Anpassungen das gesamte Verbandsgebiet?

Ja, die neuen Gebühren gelten überall im Verantwortungsbereich des Wasserverbands Bersenbrück.

9. Gibt es Aussagen zu weiteren Erhöhungen?

Der Verband macht dazu keine Angaben (keine belastbaren Informationen vorhanden).

10. Wer folgt auf Jürgen Rohlfsen?

Niko Timphaus wurde einstimmig als stellvertretender Vertreter gewählt.

Foto: Pixabay

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