Wer über den Ankumer Markt blickt, sieht sie sofort: die mächtige St.-Nikolaus-Kirche in Ankum. Ihr Turm überragt Häuser, Dächer und Bäume – fast so, als wache er über das ganze Dorf.
Am 23. Oktober 2025 feiert die Gemeinde das 125-jährige Jubiläum der Kirchweihe. Ein Anlass, um in die Vergangenheit zu blicken – und die Geschichten zu entdecken, die diese Mauern seit Jahrhunderten in sich tragen.
Wie oft hat diese Kirche schon Wandel erlebt? Wie viele Generationen hat sie begleitet? Und warum nennen die Menschen sie liebevoll den „Artländer Dom“?
Inhaltsverzeichnis
Ein Wahrzeichen über dem Markt
Die Kirche steht auf dem Vogelberg, einer Anhöhe über dem Ortskern Ankums. Diese Lage ist kein Zufall: Schon im Mittelalter galt der Ort als Zentrum des Glaubens und der Gemeinschaft.
Die Kirche war Teil einer Kirchenburg, die Schutz bot und das Dorf prägte.
Heute ist der Turm – mit 79,3 Metern – von weitem sichtbar und prägt das Panorama des Artlands. Viele Quellen nennen ihn den höchsten Dorfkirchturm Deutschlands, andere verweisen auf Schildthurn in Bayern mit knapp 78 Metern. Diese Angabe bleibt also umstritten, doch unbestritten ist: Kaum ein anderer Dorfkirchturm beeindruckt so sehr.
Vom Mittelalter bis zur Neuzeit
Die Geschichte der St.-Nikolaus-Kirche in Ankum reicht weit zurück.
Bereits 977 wurde „Ainghem“ – das heutige Ankum – erstmals urkundlich erwähnt.
Im 12. Jahrhundert entstand die erste steinerne Kirche, um 1250 wurde sie zu einer dreischiffigen Basilika ausgebaut.
Der untere Teil des heutigen Turmes stammt aus dem Jahr 1514, wie eine Inschrift belegt. Damals war die Kirche von Mauern umgeben – ein Hinweis auf ihre Rolle als Zufluchtsort.
Mit den Jahrhunderten wuchs nicht nur der Ort, sondern auch das Gotteshaus – bis ein Gewitter alles veränderte.
Neubeginn nach dem Feuer – Bau der heutigen Kirche
Am 21. Juni 1892 traf ein Blitz den Kirchturm. Innerhalb weniger Stunden stand das Dach in Flammen. Große Teile der alten Kirche wurden zerstört.
Nach langem Ringen – Abriss oder Wiederaufbau? – entschied sich die Gemeinde 1895 für einen kompletten Neubau.
Der Grundstein wurde exakt fünf Jahre nach dem Brand, am 21. Juni 1897, gelegt.
Nur drei Jahre später, am 23. Oktober 1900, weihte Bischof Hubertus Voß den neuen Bau ein.
Architekt war Johannes Franziskus Klomp, ein Vertreter des Neuromanik-Stils, der bewusst an romanische Formen anknüpfte. Er schuf ein imposantes Gotteshaus – großzügig, hell, mit hohem Gewölbe und mächtigem Turm.
Jahr | Ereignis |
---|---|
21.06.1892 | Brand nach Blitzschlag |
21.06.1897 | Grundsteinlegung Neubau |
23.10.1900 | Kirchweihe durch Bischof Hubertus Voß |
Architektur und Schätze des „Artländer Doms“
Die neue Kirche ist eine dreischiffige Basilika aus Ueffelner Bruchstein, mit Säulen aus rotem Eifelsandstein und Portalen aus Ibbenbürener Sandstein.
Ihr Inneres beeindruckt durch harmonische Proportionen und klare Linien.
Besondere Kunstwerke:
- Das Ankumer Kreuz (um 1280): ein gotisches Kruzifix mit ausdrucksstarkem Gesicht – eines der ältesten Kunstwerke der Region.
- Der Dominikaneraltar (17. Jh.): ursprünglich aus Osnabrück, heute in der Seitenkapelle.
- Die Orgel (1980, Simon Orgelbau): 35 Register, charakteristischer Klang.
- Das Geläut: fünf Bronzeglocken, gegossen 1947 von A. Junker in Brilon.
Jedes dieser Stücke erzählt ein Stück Glaubensgeschichte – von mittelalterlicher Frömmigkeit bis zur Nachkriegszeit.
Menschen und Geschichten – vom Ankumer Kreuz bis Pater Benninghaus
Hinter den Mauern stehen Menschen – Gläubige, Handwerker, Künstler, Priester.
Eine besonders bewegende Geschichte ist die von Pater August Benninghaus SJ (1880–1942).
Der Jesuit predigte 1934 in dieser Kirche offen gegen den Nationalsozialismus. Wenige Jahre später wurde er verhaftet und 1942 im KZ Dachau ermordet.
Unter der Kanzel erinnert seit 2012 eine Gedenktafel an ihn – ein Zeichen für Mut und Gewissen in dunkler Zeit.
Auch die Kriegergedächtniskapelle mit dem St.-Michael-Relief (1926/27) erzählt von Erinnerung und Verantwortung. So bleibt die Kirche nicht nur ein Ort des Glaubens, sondern auch des Gedenkens.
125 Jahre Kirchweihe: Ein Jubiläum mit Blick nach vorn
Am 23. Oktober 2025 feiert die Pfarrei St. Nikolaus Ankum ihr großes Jubiläum.
Geplant ist ein Festhochamt um 18 Uhr, anschließend sollen Besucher über „Entwicklungen rund um den Kirchturm“ informiert werden.
Was genau dahinter steckt, ist bislang nicht öffentlich bestätigt – möglicherweise geht es um bauliche Maßnahmen oder neue Nutzungskonzepte.
Neben der Feier bietet das Jubiläum Gelegenheit, Geschichte lebendig zu machen:
- Führungen durch Kirche und Turm
- Ausstellungen über Baugeschichte und Kunstwerke
- Aktionen für Kinder und Jugendliche, die das Thema Glaube und Heimat neu entdecken lassen
Bedeutung für Ankum und das Artland
Die Kirche ist weit mehr als ein sakrales Gebäude.
Sie ist identitätsstiftend für die ganze Region. Hochzeiten, Taufen, Musikveranstaltungen, Gedenkfeiern – sie alle finden hier ihren Platz.
Auch touristisch spielt die Kirche eine Rolle:
Sie zieht jährlich viele Besucher an, die den „Artländer Dom“ besichtigen oder die Aussicht vom Markt genießen.
Gleichzeitig steht sie für Werte, die auch heute zählen: Zusammenhalt, Erinnerung, Glaube und Respekt vor der Geschichte.
Fazit
125 Jahre St.-Nikolaus-Kirche in Ankum – das ist mehr als ein Datum.
Es ist ein Spiegel der Zeit, ein Symbol des Wiederaufbaus und ein Ort lebendiger Geschichte.
Von den Steinen des alten Turms bis zum Klang der Glocken – alles erzählt davon, wie sehr die Menschen in Ankum mit „ihrer Kirche“ verbunden sind.
Wenn am 23. Oktober 2025 die Glocken zum Jubiläum läuten, schwingen nicht nur Töne, sondern Geschichten durch das Artland – von Mut, Glaube und Beständigkeit.
FAQ – St.-Nikolaus-Kirche in Ankum
Frage 1: Warum heißt die Kirche „Artländer Dom“?
Antwort: Wegen ihrer außergewöhnlichen Größe und Architektur im Verhältnis zum Dorfmaßstab. Der Spitzname entstand im Volksmund.
Frage 2: Wie hoch ist der Turm wirklich?
Antwort: Der Turm misst rund 79,3 Meter. Ob er tatsächlich der höchste Dorfkirchturm Deutschlands ist, bleibt offen – verlässliche Vergleichsdaten fehlen.
Frage 3: Wann wurde die St.-Nikolaus-Kirche in Ankum geweiht?
Antwort: Am 23. Oktober 1900 durch Bischof Hubertus Voß.
Frage 4: Was geschah beim Brand von 1892?
Antwort: Ein Blitz setzte Turm und Dach in Brand, worauf der Abriss beschlossen wurde. Drei Jahre später begann der Neubau.
Frage 5: Welche Kunstwerke kann man heute sehen?
Antwort: Das gotische Ankumer Kreuz, den Dominikaneraltar, die Kriegerkapelle mit St.-Michael-Relief und die große Orgel.
Frage 6: Was ist über Pater August Benninghaus bekannt?
Antwort: Der Jesuit predigte 1934 in Ankum gegen die NS-Ideologie, wurde später im KZ Dachau ermordet. Eine Gedenktafel erinnert an ihn.
Frage 7: Wie wird das Jubiläum gefeiert?
Antwort: Mit einem Festhochamt am 23. Oktober 2025 und Informationsveranstaltungen zur Zukunft des Kirchturms.
Frage 8: Ist die Kirche denkmalgeschützt?
Antwort: Ja, sie steht unter Denkmalschutz des Bistums Osnabrück.