Wie gut ist das Artland auf einen Stromausfall vorbereitet? – Notfunk Landkreis Osnabrück

Wenn im Artland das Licht ausgeht, wird es schnell ruhig. Erst funktionieren die Smartphones noch, ein paar Minuten später brechen die Mobilfunkmasten weg – und plötzlich fehlen viele der Dinge, die den Alltag heute selbstverständlich machen. Ein Stromausfall zeigt, wie verletzlich unsere moderne Kommunikation ist.

Pressesprecher Burkhard Riepenhoff beschreibt die Lage deutlich:
„Es muss damit gerechnet werden, dass das Mobilfunknetz entweder sofort oder spätestens innerhalb weniger Minuten nach Beginn des Stromausfalls nicht mehr funktionsfähig ist.“

Doch wie gut ist das Artland – mit den Samtgemeinden Artland, Bersenbrück und Fürstenau – darauf vorbereitet?
Artland-Regional hat den aktuellen Stand recherchiert.



1. Stromausfall: Was passiert?

Ein Stromausfall betrifft weit mehr als Licht und Steckdosen. Laut BBK und Landkreis Osnabrück treten folgende Probleme typischerweise auf:

Typische Auswirkungen

BereichFolge
Mobilfunkfällt nach Minuten aus
Internet / WLANsofort weg
Navigationnicht nutzbar
Notrufeeingeschränkt oder nicht erreichbar
Bezahlsystemekeine Kartenzahlung
Warnsystemekeine Warn-Apps

Die Informationsversorgung bricht ohne Vorsorge nahezu vollständig zusammen.


2. Kommunikationswege des Landkreises

Der Landkreis nutzt drei voneinander unabhängige Systeme, um die Kommunikation auch im Krisenfall aufrechtzuerhalten.

Gut ausgebildet für den Ernstfall: Die Regionalleitstelle Osnabrück wird durch vier neue Fachkräfte verstärkt


2.1 BOS-Digitalfunk (TETRA)

Der BOS-Digitalfunk verbindet:

  • Feuerwehren
  • Rettungsdienste
  • Polizei
  • Hilfsorganisationen
  • kommunale Einsatzleitungen

Eigenschaften

  • unabhängig vom Mobilfunk
  • verschlüsselt
  • bundesweit standardisiert
  • hohe Ausfallsicherheit

Offene Punkte

Technische Details wie:

  • Notstromdauer,
  • Rückfallebenen,
  • Redundanzschaltungen,

liegen nicht beim Landkreis, sondern beim Niedersächsischen Innenministerium.
Diese Informationen konnten nicht verifiziert werden.


2.2 Alarmierungsnetz

Ein eigenes Alarmierungsnetz ergänzt den Digitalfunk. Es ist:

  • vom Mobilfunk unabhängig
  • für die Erstalarmierung optimiert
  • robust bei Netzüberlastungen

2.3 Satellitenkommunikation

An mehreren „neuralgischen Punkten“ sind Satellitensysteme installiert.

Einsatzmöglichkeiten

  • Lageberichte übermitteln
  • Führungsstellen verbinden
  • Kommunikation bei Infrastrukturausfällen sichern

Satellitenstrecken gelten als besonders krisenfest.


3. Notfallinformationspunkte (NIP)

Viele Leser fragen: „Wohin gehe ich, wenn ich keinen Notruf absetzen kann?“

Der Landkreis arbeitet an einem Konzept für Notfallinformationspunkte.

3.1 Zweck der NIP

Notfallinformationspunkte sollen:

  • Notrufe absetzen
  • Erste Hilfe leisten
  • verlässliche Informationen weitergeben
  • Kontakt zu Einsatzorganisationen ermöglichen
  • Anlaufstelle für Bürgerinnen und Bürger sein

3.2 Aktueller Stand

  • Konzept in Erarbeitung
  • Abstimmung mit Kommunen läuft
  • Keine Standorte bekannt
  • Keine Zeitplanung veröffentlicht

Die Maßnahmen befinden sich noch vollständig in der Planungsphase.


4. Einbindung der Kommunen im Artland

Die Samtgemeinden Artland, Bersenbrück und Fürstenau bestätigen:
👉 Die federführende Zuständigkeit liegt beim Landkreis.

4.1 Rolle der Kommunen

Die Kommunen:

  • arbeiten an der Konzeptentwicklung mit
  • setzen Maßnahmen im Ernstfall um
  • bringen lokale Infrastruktur und Besonderheiten ein

Aussage Samtgemeinde Artland:

„Alle Fäden laufen beim Landkreis zusammen – die Kommunen und der Landkreis erarbeiten gemeinsam das Konzept.“

Aussage Samtgemeinde Fürstenau:

„Die Zuständigkeit liegt beim Landkreis Osnabrück.“

Aussage Samtgemeinde Fürstenau:

„Der Landkreis ist federführend in der Konzepterstellung … Die Kommunen werden nach individuellen Bedürfnissen abgefragt und können ihre Anregungen in das Konzept miteinbringen. Im Krisenfall sind die Kommunen dann direkt für die Umsetzung verantwortlich.“


5. Zivile Funklösungen

Viele Bürger fragen, ob einfache Funkgeräte im Notfall helfen können.


5.1 PMR-Funk

PMR ist:

  • frei nutzbar
  • einfach zu bedienen
  • lokal hilfreich

Doch der Landkreis weist darauf hin:

„Die Nutzung ist in einem Flächenlandkreis nicht ohne Repeater möglich.“

PMR ist sinnvoll für:

  • Nachbarschaften
  • kleine Ortschaften
  • Hofkommunikation

5.2 Amateurfunk

Der Landkreis plant keine Einbindung des Amateurfunks in das Krisenmanagement.

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  • Ein zusätzliches Amateurfunknetz wurde geprüft
  • Ergebnis: nicht wirtschaftlich

Image by Michael Kastelic from Pixabay


5.3 Sirenen

Das Sirenennetz wird aktuell wieder aufgebaut.

Vorteile

  • unabhängig vom Mobilfunk
  • hohe Reichweite
  • teils Sprachdurchsagen möglich

Sirenen sind eines der ältesten, aber zugleich verlässlichsten Warnsysteme.


6. Offene Fragen

Trotz vieler Antworten bleiben zentrale Punkte offen.

6.1 Technische Fragen (Land Niedersachsen)

  • Notstromlaufzeiten der TETRA-Basisstationen
  • Ausstattung mit Aggregaten
  • technische Redundanzen

Diese Angaben liegen nicht beim Landkreis, sondern beim Innenministerium.

6.2 Strukturelle Fragen

  • Starttermin der Notfallinformationspunkte
  • geplanter Standortkatalog
  • Einbindung lokaler Hilfsorganisationen
  • Betriebs- und Personalstrukturen

Diese Informationen stehen noch aus.


7. Fazit

Das Artland hat funktionierende Grundlagen – aber entscheidende Bausteine sind noch im Aufbau.

7.1 Was heute verfügbar ist

✔ BOS-Digitalfunk
✔ Alarmierungsnetz
✔ Satellitenkommunikation
✔ wiederaufgebautes Sirenennetz
✔ enge Zusammenarbeit mit den Kommunen

7.2 Was noch entsteht

🔧 Notfallinformationspunkte
🔧 detaillierte Umsetzungskonzepte

7.3 Was nicht geplant ist

✘ Einbindung des Amateurfunks
✘ flächendeckendes PMR-Netz

7.4 Was Bürger tun können

BBK empfiehlt insbesondere:

  • Kurbelradio
  • Powerbank
  • Wasser- und Lebensmittelvorräte
  • Lichtquellen
  • Medikamente

Die wichtigsten Strukturen sind vorhanden. Entscheidend wird sein, wann die neuen Notfallinformationspunkte starten.


8. FAQ – Notfunk im Landkreis Osnabrück

1. Funktioniert der Behördenfunk bei Stromausfall?

Ja, TETRA und das Alarmierungsnetz sind grundsätzlich unabhängig. Details zur Notstromversorgung liegen beim Innenministerium.

2. Gibt es schon Notfallinformationspunkte?

Nein. Das Konzept befindet sich in der Erarbeitung.

3. Werden Sirenen wieder aufgebaut?

Ja, das Sirenennetz wird erneuert und erweitert.

4. Können PMR-Geräte helfen?

Ja, lokal – für Dörfer und Nachbarschaften.

5. Wird Amateurfunk einbezogen?

Derzeit nicht.

6. Wer koordiniert im Ernstfall?

Der Landkreis Osnabrück als untere Katastrophenschutzbehörde.

7. Was sollte jeder Haushalt vorhalten?

Radio, Wasser, Vorräte, Lichtquellen, Medikamente, Dokumente (BBK-Empfehlung).

8. Werden kommunale Gebäude als NIP genutzt?

Noch unklar – die Planung läuft.

9. Wie eng sind die Kommunen eingebunden?

Sie arbeiten mit, sind aber nicht federführend.

10. Wann startet das neue NIP-Konzept?

Noch offen. Der Landkreis befindet sich in der Abstimmung.

Image by Alexandra_Koch from Pixabay

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