Mannsein im Wandel: Zwischen Tradition und neuer Männlichkeit

Was heißt heute „ein Mann sein“?

Zwischen alten Erwartungen und neuen Freiheiten entsteht ein Spannungsfeld: Mannsein im Wandel
Die Antwort klingt anders als noch vor einer Generation. Früher zählte, wer stark war, arbeitete und Verantwortung trug – aber kaum über Gefühle sprach. Heute stehen Väter auf Spielplätzen, Männer nehmen Elternzeit, und Jungen kämpfen in der Schule um Anerkennung.

Dieser Artikel beleuchtet mit Fakten, Beobachtungen und Beispielen, wie sich Männlichkeit in Deutschland verändert – und was das für Regionen wie das Artland bedeutet.



Der Wandel der Männlichkeit

Der Begriff Männlichkeit hat viele Gesichter. Jahrzehntelang galt das klassische Bild: stark, rational, durchsetzungsfähig. Doch Studien und Alltagsbeobachtungen zeigen – dieses Bild bröckelt.

Die Soziologin Prof. Dr. Ilona Horwath von der Universität Paderborn fasst es so zusammen:

„Männlichkeit wird heute vielfältiger gelebt. Es geht weniger um Stärke, sondern um Verantwortung – für sich und andere.“

Männer sind heute Partner, Väter, Pflegende – und nicht mehr nur Ernährer.
Das bedeutet neue Chancen, aber auch Unsicherheiten. Zwischen Selbstanspruch und Realität entsteht ein Spagat, der viele Männer beschäftigt: Wie viel Tradition darf bleiben, wie viel Neues ist möglich?


Bildung: Warum Jungen aufholen müssen

Die OECD-PISA-Studie 2022 zeigt: Jungen liegen in Mathematik leicht vorn (+ 11 Punkte), im Lesen aber deutlich zurück (– 19 Punkte).
Diese Lücke beeinflusst Bildungswege massiv. Wer schlechter liest, hat schlechtere Chancen auf Ausbildung, Studium und Aufstieg.

Zudem verlassen laut Statistischem Bundesamt (2024) rund 6,9 % aller Jugendlichen die Schule ohne Abschluss – bei Jungen liegt der Anteil noch höher.

Das zeigt: Bildung ist die Grundlage für neue Rollenbilder.
Wer Männlichkeit heute leben will, muss sprachlich, sozial und emotional kompetent sein – nicht nur technisch oder körperlich.

Beispiel aus der Region:
An Schulen im Landkreis Osnabrück entstehen Lesepaten- und Mentoring-Programme für Jungen, um Leseförderung und Berufsorientierung zu verbinden.

Quelle: OECD PISA 2022, Destatis 2024, Niedersächsisches Kultusministerium 2024


Arbeit & Einkommen: Zwischen Karriere und Care-Arbeit

Männer arbeiten häufiger Vollzeit – doch auch das verändert sich.
Laut Destatis (2024) arbeiten 12 % der Männer in Teilzeit, vor zehn Jahren waren es erst 6 %. Immer mehr Männer wünschen sich flexible Arbeitszeiten, um Familie und Beruf besser zu vereinbaren.

Trotzdem bleibt der Gender Pay Gap bei rund 16 %.
Hauptgründe: Frauen arbeiten häufiger in Teilzeit, unterbrechen ihre Karriere für Kinder und Pflege – Männer seltener.

Der Trend zeigt jedoch Bewegung: Immer mehr Paare teilen Erwerbs- und Sorgearbeit gerechter auf.
Ein kultureller Wandel, der langsam, aber stetig voranschreitet.

Quelle: Statistisches Bundesamt 2024, BMFSFJ 2024


Vaterrolle & Familie: Neue Nähe, alte Hürden

Noch nie haben so viele Männer Elternzeit genommen wie heute.
Laut Bundesfamilienministerium (BMFSFJ) lag der Anteil 2024 bei 25,8 % aller Elterngeldbeziehenden.
Väter bleiben im Schnitt rund 3,8 Monate zu Hause – meist parallel zur Partnerin.

Doch viele wünschen sich mehr. In Umfragen sagen über die Hälfte der Väter, sie würden gerne länger zuhause bleiben – scheitern aber an finanziellen Einbußen oder am Druck im Betrieb.

Beispiel aus dem Alltag:
Ein Bersenbrücker Vater berichtet, wie ihn Kollegen fragten, ob er „Urlaub mit dem Baby“ mache.
Solche Kommentare zeigen: Der Wandel findet statt – aber noch gegen Widerstände.

JahrMänner mit ElterngeldbezugAnteil Väter (%)Ø Dauer in Monaten
2023ca. 462.00026,2 %3,7 Monate
2024ca. 432.00025,8 %3,8 Monate

Quelle: Destatis 2024, BMFSFJ Elterngeldstatistik 2025


Gesundheit: Wenn Schweigen krank macht

Männer leben im Schnitt rund 5 Jahre kürzer als Frauen (78,9 Jahre vs. 83,5 Jahre, Destatis 2024).
Sie sterben häufiger an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, konsumieren mehr Alkohol und nehmen Vorsorgeuntersuchungen seltener wahr.
Über 70 % aller Suizide in Deutschland werden von Männern begangen – ein bedrückender Befund.

Warum ist das so?
Weil viele Männer psychische Belastungen verbergen – aus Scham oder Angst, schwach zu wirken. Dabei zeigt gerade Offenheit Stärke.

Positives Beispiel:
Vereine und Kommunen im Osnabrücker Land bieten inzwischen gezielt „Männergesundheits-Wochen“ an – mit Vorträgen, Check-ups und sportlichen Angeboten.
Solche Initiativen zeigen: Gesundheit ist kein Frauenthema, sondern Menschensache.

Quellen: Stiftung Deutsche Depressionshilfe 2024, RKI, Destatis 2024


Tradition trifft Zukunft: Was bleibt – was sich ändert

Die alten Werte verschwinden nicht – sie werden neu interpretiert.
Verantwortung, Durchhaltevermögen und Leistungsbereitschaft bleiben wichtig,
doch sie verbinden sich heute mit Fürsorge, Empathie und Teamgeist.

Alte RolleNeue Haltung
ErnährerPartner auf Augenhöhe
Stark & schweigsamStark & offen
Karriere um jeden PreisBalance zwischen Arbeit & Leben
PflichtbewusstVerantwortlich – auch emotional

Rhetorische Frage:
Kann ein Mann sensibel sein – und trotzdem stark?
Die Antwort ist längst klar: Ja. Genau das macht moderne Männlichkeit aus.


Das bedeutet der Wandel fürs Artland

Im Artland zeigt sich dieser Wandel im Kleinen:

  • Schulen fördern Jungen gezielt, um Bildungsunterschiede auszugleichen.
  • Unternehmen entwickeln flexible Arbeitszeitmodelle, um Vätern mehr Familienzeit zu ermöglichen.
  • Vereine und Gemeinden setzen auf Gesundheitsprävention und psychosoziale Angebote.

Ein Beispiel:
Beim Projekt „Gesund im Handwerk“ in Bersenbrück 2024 wurden Männer gezielt angesprochen. Über 200 Teilnehmer nahmen an Check-ups und Ernährungsberatung teil – ein klarer Erfolg.

Regionale Perspektive:
Hier, wo Gemeinschaft zählt, kann Männlichkeit neu gedacht werden – authentisch, partnerschaftlich, lokal verankert.


Fazit – Mannsein, die neue Männlichkeit

Männlichkeit steht nicht vor dem Ende – sondern am Anfang einer neuen Ära.
Die alten Rollen sind passé, doch Verantwortung, Mut und Haltung bleiben.
Moderne Männer sind Partner, Väter, Kollegen – und Menschen mit Emotionen.

Für das Artland bedeutet das:

  • Bildung fördern: Lesekompetenz, Mentoring, Übergänge Schule → Beruf.
  • Gesundheit sichtbar machen: Männerprävention, Beratung, Sportangebote.
  • Vereinbarkeit leben: Familienfreundliche Betriebe und moderne Arbeitskultur.

Wer Mannsein neu denkt, schafft Raum für eine Gesellschaft, in der Gleichberechtigung kein Verlust ist – sondern Gewinn für alle.


FAQ – Häufige Fragen zum „Mannsein“

1. Was bedeutet „moderne Männlichkeit“?
Ein Rollenverständnis, das Verantwortung, Fürsorge und Gleichberechtigung einschließt – ohne alte Werte zu verwerfen.

2. Warum haben Jungen heute größere Bildungsprobleme?
Sie lesen seltener und lernen anders. Frühe Förderung kann helfen (OECD PISA 2022).

3. Warum sprechen Männer weniger über Gefühle?
Traditionelle Rollenmuster haben das lange verhindert. Gesellschaft und Medien öffnen nun neue Räume.

4. Was hindert Väter an längerer Elternzeit?
Finanzielle Einbußen und fehlende Akzeptanz in Betrieben – politische und kulturelle Änderungen können das verbessern.

5. Warum leben Männer kürzer als Frauen?
Höhere Risikobereitschaft und geringere Vorsorgebeteiligung (Destatis 2024).

6. Gibt es im Artland spezielle Angebote für Männer?
Ja – Gesundheitsprojekte, Vater-Kind-Aktionen und lokale Beratungsstellen.

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